16.10.15 14:50
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Madeira August-September 2015 (Teil 4)
Eira do Serrado
Dieser Exkursion ging eine etwas seltsame Geschichte voraus, die ich deshalb hier in Kurzform schildern möchte, weil sie eventuell eine Lehre für andere Teilnehmer sein könnte:
Eines Tages, als wir ins Hotel zurückkehrten, fanden wir eine Einladung seitens der dortigen Obrigkeit vor. Man lud uns zu einer Tombola ein, die sich im Nachhinein als Lockvogel zu einer Buchung über drei Jahre herausstellte. Gewonnen haben wir schließlich diesen Ausflug. Immerhin Irgend ein Vertreter der Hotelkette Pestana machte uns ein Angebot, das - wie er behauptete - mit keinen Tricksereien in Verbindung sei; dafür aber könnten wir einen Gutschein haben oder eine halbtägige "Eskapade" in die Umgebung. Schließlich entschieden wir uns für Eira do Serrado, denn hin wollten wir ja sowieso. Dafür aber wurde unser Nervenkostüm "ziemlich" stark in Leidenschaft gezogen. Man lud uns ins Fünf-Sterne Hotel der Pestanas ein. Dort angekommen, nahm uns ein Holländer in Empfang und versuchte innerhalb von über zwei Stunden mit allen Tricksereien ein Angebot schmackhaft zu machen, das darin bestand im Laufe von drei Jahren für die Zeit von drei Wochen eines der Pestana Hotels zu buchen. Preis 2.540 € pro Person plus Frühstück, aber ohne Flüge. Der Mann war derart aggressiv, dass der Eindruck entstand, man sei gezwungen seine Offerte anzunehmen. Nichtmal die Zeit zum Überlegen bis am Abend wurde uns gewährt! Der Kerl wollte unbedingt eine Anzahlung zu dem Zeitpunkt (!!!) haben. Erst nach Rücksprache mit einer seiner Kolleginnen war er zum Einlenken bereit, erschien jedoch am nächsen Morgen in unserem Hotel, um seine Überzeugungskraft von neuem auf die Probe zu stellen. Glücklicherweise waren wir zu dem Zeitpunkt schon unterwegs Jeder, der die Grundzüge der vier Rechenarten kennt - mehr ist nicht nötig -, merkt, dass es sich hier um ein Ausnehmen der übelsten Art handelt! Für Details stehe ich per P.N. gerne zur Verfügung. Und nun zum eigentlichen Thema:
Am vereinbarten Tag hieß es kurz vor dem Start, man hätte uns für den Nachmittag einplanen müssen, da die "Tour" überbucht sei... Wie dem auch sei: Irgendwann ging`s los. Der kleine Bus schlängelte sich die zahlreichen Serpentinen, die mir inzwischen nicht mehr so steil vorkamen, als vor zehn Jahren, flott hinauf und machte am Pico dos Barcelos - immerhin 355 m ü.N.N. - eine erste Pause. Dort wurde emsig gearbeitet, denn man bereitete eine Kundgebung einer ultralinken Partei - der Name ist mir entfallen, denn für diese Orientierung habe ich dank meiner Vergangenheit nicht viel übrig... - vor. Viel mehr war ich verblüfft, als der Fahrer auf die Fußballakademie aufmerksam machte, an der natürlich auch der ungekrönte König von Madeira seine "Anfangsstudien" absolvierte. Dass die Bewohner dieser Insel auf ihren Ronaldo so stolz sind, kann ich eigentlich ziemlich gut nachvollziehen, schließlich hat es meines Wissens noch kein anderer Madeirenser so weit gebracht! Dem möchte ich noch hinzufügen, dass meine Wenigkeit schon beim ersten Besuch kaum glauben wollte/konnte, dass die Bewohner einer Insel, die von Natur aus so steil angelegt ist, überhaupt an Fußball denkt. Und dann das: Drei Mannschaften in der ersten Liga und fünf in der zweiten!!! Wirklich der helle Wahnsinn!!! (Man mag mir diesen Gefühlsausbruch entschuldigen, aber man bedenke dabei, dass ich auch mal Fußballer war ).
Nach diesem Intermezzo folgte eine Fahrt ins Nass. Je höher wir kamen, desto kürzer wurde die Sicht. Es nieselte ununterbrochen."Vielversprechende" Aussichten für ein Panorama, doch auf dieser - klimatisch gesehen - geheimnisvollen Insel war ja alles möglich... Ich blieb Optimist, meine Frau hatte schon aufgegeben .
Am ersten Ziel wurden die Sichtverhältnisse etwas besser. Zwischen den Wolken machte sich der Feuerball, dem wir unsere Existenz zu verdanken haben, wiederholt bemerkbar. Ob er den Kampf mit dem Wasser in gasförmigen Zustand bis zu unserem Erreichen des Eira auch gewinnen würde??? Eine fast existentielle... Frage.
Als wir oben ankamen, war die Sicht durchwachsen... Und trotzdem hätt` auch schlimmer kommen können! In solch einem Fall nimmt man eben das mit, was die momentane Lage bietet/erlaubt. Wieder stießen zwei Ideen aufeinander: Ist das Glas nun halb voll oder halb leer?
Im "Tal" angelangt, platzierte uns der Fahrer auf die Terrasse eines kleinen, aber feinen Lokals, von dem aus tatsächlich - große Teile der Nebelschwaden hatten sich verzogen - die Herrlichkeit von Curral das Freiras (Nonnental) in voller Pracht erschien. Von oben aus konnte man zwar diese - nehme ich mal an - wahnsinnigsten Höhenunterschiede von ganz Madeira (wauzih ist da gefragt) innerhalb kürzester Distanzen wenn auch nut teilweise wahrnehmen, hier aber, wo das Blaue Überhand genommen hatte, wurden sie deutlich. Der Balcoes war schon imposant, aber diese Landschaft...???
Parallelen zum Kessel von Mafate (La Reunion) tauchten auf. Nun, ja, gleichzeitig wurden auch die Unterschiede gleich bemerkbar: Es war die Geschichte, die Verkehrsverbindungen und der heutige Stand: In die Wildnis von La Reunion flüchteten sich die Sklaven vor ihren Peinigern, während dieser Zufluchtsort für alle Einheimischen der Insel galt. Zu Mafate führt bis heute keine Straße, während das Nonnental eine hervorragende Verbindung zur "Außenwelt" hat. Wunderschön - dafür finde ich eigentlich kaum noch Worte (!!) - sind sie allerdings beide!!! Auf die Beschreibung des Rückwegs soll an dieser Stelle verzichtet werden.
Fazit: Auch, wenn die Kullisse des Eira do Serrado für so manchen Landschaftsbewunderer wegen Wetterkapriolen nur zu erahnen ist, heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten, sie aufzusaugen. Meine Frau z.B. hat davon ein Bild von einem Bild gemacht. Vielleicht ist dies aber auch gut so, denn der menschlichen Phantasie sind schließlich keine Grenzen gesetzt!
Zuletzt bearbeitet am 16.10.15 19:15
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