Re: Air Berlin,NIKI,Germania,Condor und was daraus wird
na ja, ist halt alles relativ, auch mit solchen großen Zahlen: wenn man mal rechnet, daß Condor derzeit täglich etwa 65 Flugzeuge (inklusive der Wetlease-Flieger) in Betrieb hat, jeder dieser Flieger täglich durchschnittlich 4 Flüge durchführt, und jeder dieser Flüge mit allem drum&dran erstmal Kosten von ca. 30.000 € (Milchmädchenangabe, hab ich mal aus irgend 'nem Flugforum gelesen) durchschnittlich verursacht, dann sind das pro Tag so gaaanz ungefähr flockige 7,8 Mio € pro Tag, entsprechend rund 235.000.000 € pro Monat. (schon klar, Milchmädchenrechnung, wird sicherlich jemand besser wissen, aber das sind halt die Dimensionen) Geschätzt wird dann, das in jedem der Condor-Flieger bisher ca. 20% Thomas-Cook-Kunden gesessen haben, die aktuell natürlich erstmal ausfallen. Also soooo viel ist das garnicht...
Re: Air Berlin,NIKI,Germania,Condor und was daraus wird
Bei Condor wird sich letztlich alles in den nächsten Wochen entscheiden. Und zwar anhand der Buchungszahlen in nächster Zeit. Condor an sich hat innerhalb des Thomas Cook Konzerns schwarze Zahlen (zumindest meistens) geschrieben und war, als TC im Frühjahr seine Fluggesellschaften zum Verkauf angeboten hat, ja ein durchaus begehrter Übernahmekandidat. Irgendwo habe ich hier den Hinweis auf die veraltete Condor Flotte gelesen - das stimmt schon und ich kenne die Diskussionen innerhalb von Condor seit Jahren diese Flotte zu verjüngen. Nur, gerade die 767 und 757er Flotte ist schlicht weg und einfach abbezahlt. Was anfänglich nur ein Abwarten war, ob Boeing oder Airbus die höheren Rabatte gewährt, ging dann über in ein Investionsstop der Muttergesellschaft die in Schieflage geraten ist. Das ist aber im Moment das große Plus von Condor - sie selbst müssen kaum Kredite oder Leasinggebühren bedienen. Irgendwann müssen diese Investitionen in eine jüngere Flotte getätigt werden - nur, so dringend ist dies auch nicht. Diese Flugzeugmuster können durchaus noch zehn Jahre wirtschaftlich fliegen, da sie abbezahlt sind. Im übrigen kann es durchaus sein, dass Condor aus der Pleite von TC in ein paar Monaten Profit schlagen kann. Warum? Der Bedarf an Pauschalreisen wird nicht wirklich abnehmen. Reiseveranstalter kaufen langfristig bei Fluggesellschaften günstig ein gewisses Sitzplatzkontigent ein, und dazu noch die Option (etwas teurer) auf weitere Sitzplätze. Jetzt haben aber die verbleibenden Reiseveranstalter nach der TC Pleite natürlich nicht entsprechend eingekauft. Und so müssen sie mehr für die optionalen Plätze zahlen. Dies ist der eine Aspekt - da aber speziell Condor auch auf den Einzelverkauf an den Endverbraucher gesetzt hat, wird es schon spannend in nächster Zeit. Wenn diese Zahlen einbrechen wird es schwer.
Aber bei alldem ist nach meiner Ansicht das größte Problem die Preissensibilität (höflich ausgedrückt) des Konsumenten. Bei ordentlichen Zuwachsraten in der Fliegerei gibt es keine Überkapazitäten auf dem Markt - es ist der Kunde der immer nur nach dem billigsten Flug schaut. Man will für 79,99€ nach Funchal fliegen, völlig egal mit welcher Airline, egal ob die Piloten oder die Flugbegleiter einen angemessenen Lohn erhalten - um sich dann in einen Mietwagen zu setzen für den man bereit ist mal locker das doppelte zu bezahlen - da geht es auf einmal um Sicherheit, Komfort und um die Zuverlässigkeit des Vermieters.
und nebenbei: den Condor-Überbrückungskredit gibt's auch nicht geschenkt, 3,8 Mio € Bearbeitungsgebühr und irgendwo zwischen 5 bis 10 Prozent Zinsen für'n halber Jahr müssen auch erstmal verdient werden. https://www.airliners.de/condor-ueberbru...t-prozent/52057
Re: XL-Airways, Croatia Airlines, Adria, Condor und was daraus wird
... Die Luxair hat heute erstmal ihre Vorwarnungen hinsichtlich ausfallender Flüge wegen Adria Airlines von ihrer Webseite genommen. Dabei war es letzte Woche durchaus turbulent. (M)ein Mittwoch Nachmittag Flug ging noch, aber die für den Abend geplante Maschine stand am Airport Saarbrücken am Boden und blieb dort.
Denn mal noch zur TC-Insolvenz (soll heißen: der Insolvenz der Pauschalreiseveranster im Thomas-Cook-Konzern): nach neueren Meldungen wird mittlerweile vermutet, daß geschädigte Kunden seitens der Versicherung nur ca. ein Drittel ihres gezahlten Geldes zurückerhalten würden- was dann mit dem Rest ist und ob dann die einzelnen Mitgliedstaaten ersatzpflichtig wären, könnte ein längeres Rechtsverfahren werden.
Die aktuelle Rechtssituation beruht ja auf der EU-Richtlinie „EU 2015/2302“, und diese Richtlinien sind (im Gegensatz zu EU-Verordnungen) nicht unmittelbar wirksam und verbindlich, haben somit keinen Gesetzescharakter; sie dienen den Mitgliedsstaaten als Vorgabe zur Erstellung/Abfassung von Vorschriften/Gesetzen entsprechend ihrem individuellen Rechtssystem, wobei es in verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten durchaus zu Abweichungen kommen kann. Die Inhalte der Richtlinie EU 2015/2302 sind in Deutschland als „Drittes Gesetz zur Änderung reiserechtlicher Vorschriften “ am 1.Juli 2018 in Kraft getreten. Ob sich aus dem Inhalt dieses Gesetzes (sind immerhin 27 Seiten) wirklich ableiten läßt, daß im Falle der Unterdeckung die einzelnen Mitgliedsstaaten ersatzpflichtig sind, dürfte dann wohl nur ein Jurist beantworten können (nee, ich hab's nicht komplett durchgelesen, mag sein, daß da irgendwo was davon drinsteht ;-) )- und falls nicht, könnte daraus dann ein Rechtsstreit auf EU-Ebene entstehen, das kann dann dauern, hinsichtlich Problemen aus der alten EG-Richtlinie hatte es immerhin 8 Jahre gedauert, bis ein letztinstanzliches Urteil gefällt wurde (bis Juli 2019), zu dem Zeitpunkt war das Gesetz in der alten Form schon nicht mehr in Kraft (s.o. : https://www.forum-madeira.eu/thread.php?...=25&page=18 Beitrag vom 25.9.19, 11:44)
Nachdem XL Airways France vor 1,5 Wochen den Ticketverkauf wegen finanzieller Probleme eingestellt hat, hat die Airline leider keinen rettenden Investor gefunden. Wie [] das Gericht in Bobigny [] entschieden hat, geht XL Airways France [] in die Liquidation.
denn mal ein Update zu Condor: bisher hat Condor den Überbrückungskredit nicht in Anspruch nehmen müssen, was aber wohl auch nicht möglich gewesen wäre, denn letztlich kann der ja nur angeknabbert werden, wenn das Okay der EU zur Gewährung des Kredites vorliegt- ob und wann das sein wird, kann wohl bisher niemand sagen.
Angeblich sind die Gespräche mit potententiellen Investoren ziemlich weit gediehen, offizielle Angaben wer das ist gibt es nicht. Favorisiert wird in der Gerüchteküche Indigo Partners, welche aber als nicht-EU-Firma nur maximal 49,99 % halten dürfte, es sei denn, sie würden eine eigenständige EU-Niederlassung gründen, was garnicht mal so im Bereich des Unmöglichen scheint- schließlich hält Indigo schon einen großen Anteil an der WIZZ-Air. Trotzdem geht die Spekulation auch dahin, daß als weitere Teilhaber an Condor auch Reiseveranstalter wie DER, Alltours oder Schauinsland in Frage kämen, um nicht zu sehr von Lufthansa&Co und TuiFly abhängig zu sein. Schauinsland baut zwar grad selbst mit der Sundair einen eigenen Ferienflieger auf, aber bis der soweit ist, um ein nennenswerter Gegenpart zu LH&Tui sein zu können, dürfte viel Zeit vergehen.
Letztlich wird wohl von einigen Seiten darauf spekuliert, daß Condor über kurz oder lang seine Langstreckenaktivitäten einstellen wird. Einerseits hat Lufthansa via Eurowings ja schon sein Angebot im touristischen Langstreckenbereich intensiviert, und aktuell hat TUI angekündigt, über Langstrecken der TuiFly nachzudenken- Erfahrung hat TUI da durchaus, die nicht-deutschen TUI-Airlines haben auch Langstrecken im Repertoire, und sollte Condor als Anbieter der Touri-Longhauls wegfallen, gäbe es da in Deutschland in erster Linie nur noch LH/Eurowings, und die könnten dann die Preise diktieren.
Re: Air Berlin,NIKI,Germania,Condor und was daraus wird
@ Wauzih
Auf Airliners hieß es gestern, TC Balearics habe nun Insolvenz angemeldet, was bedeutet das für Condor-Flüge, die von Balearics durchgeführt werden, wie z.B. mein Flug morgen von HAJ?
@ Vogel: TC Balearics hat als spanische Tochtergesellschaft nach spanischem Recht Insolvenz angemeldet. Ob es nach spanischem Recht ein ähnliches Schutzschirmverfahren wie nach deutschem Recht gibt, ist mir nicht bekannt, aber in Diskussionen in Luftfahrtforen wird davon ausgegangen, da es auch dort eine Frist von 4 bis 6 Monaten gibt, um mit den Gäubigern einen Konsens zu erzielen und zu geregeltem Geschäftsbetrieb zurückzukehren. Somit sollte man davon ausgehen, daß es auch bei TC Balearics nicht zu einem kurzfristigen Grounding kommt, ist letztlich aber auch von den Gläubigern und den Leasingfirmen abhängig, und schlussendlich hängt halt alles von der Entwicklung bei Condor ab.
Alle Flugzeuge von TC Balearics sind geleast, TCB ist ausschließlich für Condor unterwegs, hat selbst wohl auch keine nennenswerten Streckenrechte von finanziellem Wert, somit ist nix wirklich da, was sich für Gläubiger zu Geld machen ließe, da ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß die den Fortgang des Betriebes nicht behindern werden, solange die laufenden Zahlungen halbwegs geleistet werden.
Sollte TC Balearics jedoch den Betrieb einstellen, so könnte Condor im Winterflugplan aber auch wohl einige Flugzeuge von Smartlynx und Avion Express rekrutieren, da steht so einiges herum, was bei der britischen Thomas Cook im Einsatz war -auch so lackiert ist- und über den an sich schwachen Winter nix zu tun hat- das würde kaum ein Passagier merken, wenn er statt in einem TC Balearics-Flieger in einer auf WetLease laufenden Avion-Express-Maschine sitzt- wobei Smartlynx eh schon einige Flieger bei Condor im Einsatz hatte- okay, die Piloten müssten ggf. für Madeira noch die bekannte Extraschulung bekommen, das geht aber i.d.R. ziemlich flott.
...aber es ist garnicht einfach, bei dem ganzen Gewusel einen Überblick zu behalten...
aktuell kommt Condor wohl noch ganz gut mit eigenen Mitteln über die Runden,
am 1.Dezember wird die Eröffnung des Schutzschirmverfahrens erwartet- spätestens bis dann müsste auch die Entscheidung der EU zu dem Überbrückungskredit gefallen sein-
sollte die entgegen der Erwartungen negativ ausfallen, wäre wohl erstmal Feierabend-
es sei denn, daß sich bis dahin jemand findet, der den ganzen Laden wirklich übernimmt.
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